Drei Gedichte zu Rückerts Gedichten
Das erste handelt vom nicht sehr gut gepflegten Rückertweg:
rüggerdweech wech
von Siegfried Straßner
schdolbermeederlang däi
brommbeerrangn fessln
däi schua zerfedzn däi
haud wäid huusn
schmerzgnöchldiif de
läbberi schbridzd aus
waldbulldogrilln breid
schberrn däi bfüdzn
nimmerweiderlang den
rüggerdweech vum
alddichderruum bleibd
aa niggs hänger
Da uns auch Außerfränkische folgen, hier meine Übersetzung:
Der Weg ist weg
Meterlanges Dahinstolpern
die Brombeerranken fesseln
die Schuhe zerreißen
die Haut auch und Hosen
Schmerzknöcheltief
spritzt der Schlamm
aus den Harvesterrillen
die Pfützen sperren
den Rückertweg weg
Nirgends geht’s weiter
Vom Altdichterruhm bleibt
auch nichts hängen
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Das zweite Gedicht ist eine lyrische Antwort auf Rückerts "Herbsthauch":
Vergänglichkeit
von Angelika von Aufseß
Vergänglichkeit,
Du grausame Wärterin.
Schließt die Räume,
Die ehedem offenen.
Ein Tor nach dem anderen
Fällt ins Schloss.
Durch Gitterstäbe blicke
Ich auf weites Land.
Als alle noch da waren.
Als wir für immer lebten.
Mit unermesslichen Vorräten
An Zukunft.
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Das dritte musste einfach wieder aff Hochfränkisch sein (obwohl Friedrich Rückert nie Mundart, höchstens mal Umgangssprache geschrieben hat!):
heldnverehrung
von Klaus Gasseleder
wenn i zuviel rüggäddsegd gsuffn hobb
unn donn am rüggäddwääch läff
unn mein rüggäddwegg fress
und‘s mi hinnärrüggs
in dä därm zwiggd
unn i mi rüggwädds
nei dei büsch schlaoch
könnädd i fosd värüggd wär
weil i in meim rüggsägglä
kee rüggäd-gloobabier hobb.
Meine Übersetzung:
Heldenverehrung
Wenn ich zu viel Rückert-Sekt getrunken hab
und dann auf dem Rückert-Weg laufe
und meine Rückert-Wecke in mich hineinesse
und es mich im Bauch zwickt und zwackt
und ich mich rückwärts in die Büsche schlage,
könnte ich fast verrückt werden,
weil ich in meinem Rucksack
kein Rückert-Klopapier habe.
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Außerdem schrieb mir während des Rückert-Projekts der Ur-ur-ur-Enkel von Friederike Heim (wir erinnern uns, Rückert hatte mit ihr eine tiefe Freundschaft) und sogar der Ur-ur-ur-Enkel von Friedrich Rückert!
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Das letzte Wort hat selbstverständlich der Meister selbst. H.U.Gosmann hat mir ein Rückert-Gedicht geschickt, das ich noch nicht kannte. Ich finde, es passt sehr gut in den Herbst und den Winter – als Muntermacher!
Der trübe Tag
von Friedrich Rückert
Ärgert dich den ganzen Tag
der bewölkte Himmel,
dich am Abend freuen mag
dieser Dunst und Schimmel.
Denn die Sonne wirkt in Ruh
nun die Abendröte,
könnt’ es nicht, wenn Stoff dazu
nicht die Trübe böte.