Sie können diese E-Mail nicht lesen? Webversion öffnen

Liebe Freundinnen und Freunde des guten Wortes,
liebe Lyrikfans,

da ich zum Abschluss noch einmal so schöne Rück(ert)meldungen von Ihnen bekommen und sogar Gedichte (!) zu Rückerts Gedichten erhalten habe, soll es heute eine Zugabe sein.

Zunächst fünf von zahlreichen Mails, die ich besonders schön fand, weil der Dichter in ihnen weiterlebt:

"Sicher bin ich eine unter vielen, die das Ende des Rückert-Projekts sehr, sehr bedauert. Sie haben mir gute, besinnliche und fröhliche Gedanken beschert. Ihre Interpretationen für mich hilf- und lehrreich! Nie habe ich vorher Rückert gelesen, und er schreibt, als lebte er heute."
Traude Raithel

"WOW – WAS FÜR EIN TOLLES PROJEKT! Ich möchte mich bei Ihnen und allen Beteiligten, Organisatoren, Unterstützern für 33 Tage voll freudiger Inspiration bedanken. Ich hoffe sehr, Ihnen in irgendeiner Form wieder zu begegnen mit Ihrer sympathischen Art und Ihrer Gabe, den Menschen eine literarische Brücke zu schlagen, die zeitlos ist. Um zwei CDs und ein Buch reicher, kann ich mich nun nach Lust und Laune weiterhin mit dem zuvor mir unbekannten Dichter und Denker Friedrich Rückert beschäftigen."
Andrea Schatz

"Auch wenn ich seit langem eigene kleine Versuche unternehme, Gedichte und Lieder zu schreiben, war mein Zugang zur Welt der Lyrik und Poesie bisher eher überschaubar. Es ist daher umso erfüllender, auf so kompetente und unterhaltsame Art einen derartig weisen und vielfältigen Dichter wie Friedrich Rückert kennen zu lernen. Die größte Überraschung dabei war stets die unglaubliche Aktualität der Gedichte, die ja über 150 Jahre alt sind sowie die alles durchziehende Menschlichkeit. In den kommenden Wochen werden wir uns immer wieder einige Rückert-Gedichte hervorkramen, und bestimmt landet dann das eine oder andere auf Gruß-, Trauer- und Glückwunschkarten."
Geert Bruns

"Es war diese Spannung, jeden Tag etwas Neues zu lesen. Dieses Vertrauen, jeden Tag etwas Interessantes zu finden. Diese Freude, jeden Tag etwas über Rückert zu erfahren. Ich danke Dir für diese hervorragende Arbeit."
Heidi Döring

"Danke für Ihre immense Arbeit, die Sie ins Rückert-Projekt gesteckt haben und dafür, dass Sie ihn entstaubt und ihm eine Brücke in unsere Zeit gebaut haben."
Bettina Machler

Und nun zu den Gedichten zu Rückerts Werk.

Viel Vergnügen,
Matthias Kröner

P.S. Wer mich in Ratzeburg live erleben mag: Am Donnerstag, den 14. November, trete ich um 16 Uhr in der Stadtbücherei (Unter den Linden 1) mit dem "Billabongkönig" auf. Eintritt frei!

 

Drei Gedichte zu Rückerts Gedichten


Das erste handelt vom nicht sehr gut gepflegten Rückertweg:

rüggerdweech wech
von Siegfried Straßner

schdolbermeederlang däi
brommbeerrangn fessln
däi schua zerfedzn däi
haud wäid huusn

schmerzgnöchldiif de
läbberi schbridzd aus
waldbulldogrilln breid
schberrn däi bfüdzn

nimmerweiderlang den
rüggerdweech vum
alddichderruum bleibd
aa niggs hänger


Da uns auch Außerfränkische folgen, hier meine Übersetzung:

Der Weg ist weg

Meterlanges Dahinstolpern
die Brombeerranken fesseln
die Schuhe zerreißen
die Haut auch und Hosen

Schmerzknöcheltief
spritzt der Schlamm
aus den Harvesterrillen
die Pfützen sperren

den Rückertweg weg
Nirgends geht’s weiter
Vom Altdichterruhm bleibt
auch nichts hängen

----------------------------------

Das zweite Gedicht ist eine lyrische Antwort auf Rückerts "Herbsthauch":

Vergänglichkeit
von Angelika von Aufseß

Vergänglichkeit,
Du grausame Wärterin.
Schließt die Räume,
Die ehedem offenen.
Ein Tor nach dem anderen
Fällt ins Schloss.
Durch Gitterstäbe blicke
Ich auf weites Land.
Als alle noch da waren.
Als wir für immer lebten.
Mit unermesslichen Vorräten
An Zukunft.

----------------------------------

Das dritte musste einfach wieder aff Hochfränkisch sein (obwohl Friedrich Rückert nie Mundart, höchstens mal Umgangssprache geschrieben hat!):

heldnverehrung
von Klaus Gasseleder

wenn i zuviel rüggäddsegd gsuffn hobb
unn donn am rüggäddwääch läff
unn mein rüggäddwegg fress
und‘s mi hinnärrüggs
in dä därm zwiggd
unn i mi rüggwädds
nei dei büsch schlaoch
könnädd i fosd värüggd wär
weil i in meim rüggsägglä
kee rüggäd-gloobabier hobb.


Meine Übersetzung:

Heldenverehrung

Wenn ich zu viel Rückert-Sekt getrunken hab
und dann auf dem Rückert-Weg laufe
und meine Rückert-Wecke in mich hineinesse
und es mich im Bauch zwickt und zwackt
und ich mich rückwärts in die Büsche schlage,
könnte ich fast verrückt werden,
weil ich in meinem Rucksack
kein Rückert-Klopapier habe.

----------------------------------

Außerdem schrieb mir während des Rückert-Projekts der Ur-ur-ur-Enkel von Friederike Heim (wir erinnern uns, Rückert hatte mit ihr eine tiefe Freundschaft) und sogar der Ur-ur-ur-Enkel von Friedrich Rückert!

----------------------------------

Das letzte Wort hat selbstverständlich der Meister selbst. H.U.Gosmann hat mir ein Rückert-Gedicht geschickt, das ich noch nicht kannte. Ich finde, es passt sehr gut in den Herbst und den Winter – als Muntermacher!

Der trübe Tag
von Friedrich Rückert

Ärgert dich den ganzen Tag
der bewölkte Himmel,
dich am Abend freuen mag
dieser Dunst und Schimmel.
Denn die Sonne wirkt in Ruh
nun die Abendröte,
könnt’ es nicht, wenn Stoff dazu
nicht die Trübe böte.

 

 

 

 

P.S. Das Rückert-Projekt wird von der Stadt Schweinfurt, der Rückert-Gesellschaft e. V. und der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e. V. gefördert. Vielen Dank dafür – ohne diese Unterstützung wäre das Projekt nicht möglich!

P.P.S. Schicken Sie diesen Newsletter jederzeit an gute Freundinnen und Freunde, die Lust auf Literatur haben. Wer die Newsletter bekommen möchte, braucht mir nur eine Mailadresse zu schicken oder kann sich direkt anmelden: www.fairgefischt.de/lyrische-post.html

 

Logo Stadt Schweinfurt

 Rückert Gesellschaft

 Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e. V.

 

 
 

Matthias Kröner - Grüner Weg 44 - 23909 Ratzeburg - Tel.: 0176/32331629