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Liebe Freundinnen und Freunde des guten Wortes, liebe Lyrikfans,

herzlich willkommen zum 24. Türchen des Literarischen Adventskalenders! Heute wird es noch eine allerletzte Geschichte geben. Viel Freude damit!

Was bleibt zu sagen? Ich habe dieses digitale Literaturprojekt wie alle vorherigen wieder sehr genossen. Es ist gut, in Kontakt zu sein mit der Literatur und vielen Leserinnen und Lesern. Danke für Ihre zahlreichen Antworten, Interpretationen, Einsichten und Erkenntnisse. Ich habe mich bemüht, auf jede Mail zu antworten, zumal es auch für mich immer spannend ist, welche Gedanken die Geschichten und Gedichte anregen.

Fünf ganz besonders schöne Nachrichten möchte ich heute zum Abschluss mit Ihnen teilen:

"1000 Dank, so macht Advent GROSSE Freude. Ich habe über die Jahre viele Adventskalender ausprobiert, aber hier freue ich mich jeden Tag RIESIG, möglichst schnell das Türchen zu öffnen."
Carmen Doell

"Zwischendurch ein herzliches Dankeschön für Ihren Adventskalender. Gerade das heutige Gedicht hat mich sehr bewegt, da ich seit drei Jahren intensiv mit Geflüchteten arbeite und befreundet bin."
Karin Minet

"Ganz herzlichen Dank für deine schönen Weihnachtsgeschichten und -gedichte. Es ist einzigartig, wie fantasievoll du mit der deutschen Sprache umgehen kannst. Besonders gut hat mir deine Jugenderinnerung gefallen, die du uns in sechs Teilen gesendet hast."
Rosl Luise Schiffmann

"Durch den Podcast 'Wie war der Tag, Liebling?' habe ich das erste Mal von Ihren Gedichten gehört und fand die Gedichte, die Sie für die Sendung geschrieben haben, einfach großartig! Und seither habe ich auch Ihren Newsletter abonniert. Ich freue mich über jede Ihrer Aktionen ... Die Kindergedichte waren so schön, und auch nun wieder dieser Adventskalender! Am meisten bewegt hat mich das Gedicht 'Atem'. Darin ist alles gesagt … nach diesem Gedicht kann man nur noch innehalten und schweigen … Es glitzert!"
Jana Schäfertöns

"Sorgen türmen sich, Bazillen schlagen zu wie noch nie, Gedankenkarussell ... und dann ein kleines Gedicht. Es ist, wie wenn ich die Flugbahn einer Schneeflocke verfolge: alles vergessen für einen Moment, Schönheit erkennen, innerlich ruhig werden. Danke."
Anna Malten

Ein ganz besonderer Dank meinerseits gilt den drei Kulturämtern aus Nürnberg, Fürth und Erlangen, die diesen literarischen Adventskalender durch eine Förderung möglich gemacht haben.
Nur so können solche digitalen Literaturprojekte kostenlos, gemeinnützig und niederschwellig bleiben. Danke!

Frohe Weihnachten – und ein friedliches neues Jahr!
Ihr Matthias Kröner

 

Die frohe B(r)otschaft

Der Heilige Geist wollte wieder einmal zur Erde. Lange besprach er sich mit dem Herrgott, bis dieser zustimmte. Daraufhin landete er am 24. Dezember in einer Backmischung. Eine schlecht gelaunte Verkäuferin klatschte ihn auf ein Backblech und schob den Heiligen Geist in den Ofen. Als er herauskam, war er das, was er werden wollte: ein Brot.
Die Verkäuferin packte ihn in die Regale hinter sich. Der Heilige Geist rückte sich zurecht, nickte zu seinen Nachbarn ‒ einem Kastenbrot, einem Dinkellaib ‒ und blickte erwartungsvoll zu den Kunden.
„Nehmt mich!“, flüsterte er ihnen zu und zwinkerte. „Greift zu! Ich schmeckte nicht nur nach den Herrlichkeiten des Daseins. Ich bringe euch außerdem eine frohe Botschaft.“
Immer wieder drehte sich die Verkäuferin zu dem Brot herum, doch verfehlte es. Viele seiner Nachbarn hatten sich schon verabschiedet, das Kastenbrot, der Dinkellaib, die Brötchen, die nur Albernheiten zu sagen hatten, samt der Rosinenschnecken, die sich sehr viel auf ihre Zuckerglasur einbildeten.
Wenig später verließen die letzten Kunden den Supermarkt. Die Schiebetüren glitten ineinander, und nur der Fahrer eines Kastenwagens mit der Aufschrift „Die Tafel e. V.“ erbarmte sich des Heiligen Geistes und lud ihn ein.
Der Heilige Geist gelangte in einen Raum, der außergewöhnlich gut geheizt war. Alte, etwas heruntergekommene Männer und einige Frauen mit kleinen Ziehwägelchen standen in einer Schlange vor einem Tresen. Einer von ihnen erhielt das Brot.
Der alte Mann setzte sich an einen der langen Tische. Der Heilige Geist baute sich vor ihm auf und sprach: „Gott hat sich für dich geopfert. Er liebt dich. Gehe hinaus und trage dieses Wissen in alle Welt!“ 
„Mmh“, antwortete der Obdachlose, der nicht wusste, wer mit ihm sprach. „Gott liebt mich, in Ordnung. Doch warum tun das nicht auch die andern?“
Das Brot knirschte unter seinen Zähnen, der Herrgott legte die Stirn in Falten und die Dämmerung senkte sich über eine Welt, die bis heute noch nichts begriffen hatte.
Nur der Obdachlose dachte noch Jahre später daran, dass er nie wieder ein so gutes Brot gegessen hatte.

 

 

P.S.: Sie können die Gedichte und Geschichten auch als kleine Lesungen anhören und/oder bequem in der PDF-Datei (mit)lesen. Klicken Sie dafür einfach auf den Button „Abspielen“ bzw. „PDF-Datei lesen“.

P.P.S. Der Literarische Adventskalender wird von den Kulturämtern der Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen gefördert. Schicken Sie diesen Newsletter jederzeit an gute Freundinnen und Freunde, die Lust auf Literatur haben. Wer die Newsletter bekommen möchte, kann sich jederzeit anmelden.

Matthias Kröner - Grüner Weg 44 - 23909 Ratzeburg - Tel.: 0176/32331629