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Liebe Freundinnen und Freunde des guten Wortes, liebe Lyrikfans,

herzlich willkommen zu meinem neuen Projekt »Flash Fiction – 33 shortshort Storys«! Heute und in den folgenden acht Tagen geht es um Kurz- und Kürzestgeschichten bis höchstens 1.000 Wörter. Diese junge literarische Gattung stammt aus dem anglo-amerikanischen Bereich – und steht der Lyrik nahe.

Wer mag, kann die Flash-Fiction-Storys auch als kleine Lesungen genießen – beim Frühstück, während man pendelt, am Feierabend, in der Badewanne … 

Viel Freude beim Lesen und Hören!
Ihr Matthias Kröner

P.S. Heute möchte ich auf die brachiale 3 hinweisen. Eine Pop-up-Ausstellung, die meine Frau Berit Kröner zusammen mit Mirja Schellbach als Künstlerinnen-Duo in Hamburg gerade geben. Noch heute und morgen kann man das »Labor für Dialoge im Zwischenraum« im Hamburger Gängeviertel in der Galerie Ladons (Valentinskamp 39) betreten – von 14 bis 20 Uhr (1. April, pARTY) und von 11 bis 18 Uhr (2. April, Vernissage).

 

Diskorauch
Ein Monolog bei der Polizei

Das alles wäre ja nicht passiert, wenn ich nicht vorher mit dem Diskobesitzer telefoniert hätte. Der Abend wäre ganz anders ausgegangen, wenn er mir nicht versichert hätte, dass in dieser Nacht kein Rauch auf die Tanzfläche geblasen wird. Sonst wären wir überhaupt nicht in diese Diskothek gekommen. – Hören Sie, ich bin auch Geschäftsmann! In meinem Betrieb kann ich mir solche Sperenzchen nicht leisten. Entweder man gibt sein Wort oder man lässt es bleiben.
Natürlich habe ich versucht, mit dem Mitarbeiter zu reden. Ich habe gesagt: „Herr Rauchmeister, bitte unterlassen Sie diesen Qualm! Meine Freundin hat eine Allergie.“ Er hat immer nur „Was, ich verstehe Sie nicht!“ gerufen. Ich habe mich dann, ganz höflich, vor ihn hingestellt, sein Ohr genommen und in dieses Ohr geschrien: „Ihr Chef hat Ihnen den Rauch verboten! Heute Abend ist diese Disko rauchfrei!“
Er hat mich angesehen wie ein Eichhörnchen, wenn es blitzt. „Meine Freundin hat nichts gegen Zigarettenrauch“, habe ich gesagt. „Auch nichts gegen Ihre Joints! Aber sie verträgt dieses künstliche Gebläse nicht! Verstehen Sie?!“ Er hat mich wieder nur angesehen. „Mach den Rauch aus, du Sau!“, habe ich gesagt. Irgendwann platzt einem doch die Hutschnur. Und: „Wenn du nicht sofort diese Maschine ausdrehst, bring ich dein Gesicht mit diesen Apparat zusammen!“
Die Situation wäre nicht eskaliert, wenn er sich wie ein normaler Mensch verhalten hätte. Ich habe gesagt: „Ich pump dir den Rauch in den Arsch! Mach das Ding aus! Du siehst doch, wie meine Freundin niest.“ Und sie hat geniest. Zweimal. Zehnmal. Dreißigmal. Sie hat gar nicht mehr aufgehört zu niesen. Ich hatte nicht genügend Taschentücher dabei, und sie nicht die Tabletten, damit es aufhört.
Immer mehr Rauch ist auf die Tanzfläche gekommen. Ihre Niesattacken sind wilder geworden, wilder und unberechenbarer. Also habe ich den Mitarbeiter gepackt und – ganz vorsichtig – auf den Boden aufgesetzt. Und dann habe ich die Maschine genommen und auf ihn drauf geworfen.
Ich weiß, dass es siebenunddreißig Knochenbrüche, vierzehn Gehirnerschütterungen und einen Milzriss gegeben hat. Aber wer sein Personal nicht im Griff hat, sollte seine Diskothek lieber verpachten. Statt einen unbescholtenen Gast hinterrücks anzuzeigen, hätte ich mir den Rauchmeister vorgeknöpft. Zumal die Schlägerei ja erst hinterher richtig losging. Dann, als wir längst bei der Notaufnahme in der Klinik gewesen sind. Zum einen wegen meines Arms und zum anderen wegen meiner Freundin. Feuerrote Augen und Asthma. Aber der Herr Diskobesitzer wäscht seine Hände in Unschuld. Und nein, dieses Telefonat kann ich nicht beweisen. Ich bin nicht WhatsApp, das alles mitschneidet.
War’s das? Ich höre von Ihnen? Gut. Aber eines sage ich Ihnen gleich. Ich gehe nächstes Wochenende wieder in diese Diskothek und wehe, wenn dann kein Rauch aus der Maschine kommt. Dann schlage ich den Laden und alle Gäste, die da herinnen sind, kurz und klein. Und wenn der Geschäftsführer plötzlich auftaucht, halte ich sein Gesicht in den Dampf, bis er keine Luft mehr bekommt und seine Augen wie die Augen von einem Wiesel ausschauen. Notfalls bringe ich selbst eine Maschine mit.
Was, Sie wollen mich dabehalten? Soweit kommt’s noch. Für ein Delikt, das ich noch gar nicht begangen habe, kann mich keine Polizei von ganz Deutschland festnehmen, nein, auch nicht die bayerische. Kein Schutzmann wie Sie, aber auch keine Nancy Faeser.
Auf Wiedersehen – und rauchen Sie eine zur Beruhigung! Ich kenne meine Rechte in diesem Land.

 

 

P.S.: »Flash Fiction – shortshort Storys« wird von Kulturfunke* gefördert – vielen Dank dafür!

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Matthias Kröner - Grüner Weg 44 - 23909 Ratzeburg - Tel.: 0176/32331629