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Liebe Freundinnen und Freunde des guten Wortes, liebe Lyrikfans,

herzlich willkommen zu meinem neuen Projekt »Flash Fiction – 33 shortshort Storys«! Heute und in den folgenden 20 Tagen geht es um Kurz- und Kürzestgeschichten bis höchstens 1.000 Wörter. Diese junge literarische Gattung stammt aus dem anglo-amerikanischen Bereich – und steht der Lyrik nahe.

Wer mag, kann die Flash-Fiction-Storys auch als kleine Lesungen genießen – beim Frühstück, während man pendelt, am Feierabend, in der Badewanne … Außerdem suche ich für Ausgabe 22 noch eine Flash-Fiction-Geschichten von Ihnen, die ich mit 50 Euro honorieren werde.

Viel Freude beim Lesen und Hören!
Ihr Matthias Kröner

P.S. Heute möchte ich auf die sehr gut gemachte Instagram-Seite und den Blog von Uta Vogt hinweisen: Utas Glück. Dass auf der Startseite (rechte Spalte) ein Gedicht von mir steht, ehrt und freut mich!

 

Die Himmelfahrt

Als Kind war ich der festen Überzeugung, dass Jesus mit einem Auto in den Himmel gefahren sei. Ich stellte mir vor, wie er sich hinters Lenkrad setzte, den Gang einlegte und Gas gab. Statt geradeaus fuhr er steil nach oben: mit einem Audi, einen ähnlichen, den wir selber hatten.
Als ich die barocken Bilder im Religionsunterricht sah, war ich schwer enttäuscht. Dort stand er aufrecht und düste, von Engeln gezogen, in die Stratosphäre. Ich fand es unrealistisch, dass jemand auf diese Weise ins Paradies eintrat. Zu allem Überfluss hielt er auch noch eine Fahne, die flatterte, machte das Peace-Zeichen und verdrehte seltsam-verrückt die Augen. Die Darstellung war dermaßen ernüchternd für mich, dass ich begann zu zweifeln.
Es ist zu kalt über den Wolken, schrieb ich in einer Schulaufgabe, er braucht eine Schutzhülle, wie Flugzeuge; ich bekam eine glatte Sechs. In einem Phantasieaufsatz in Deutsch galten meine Überlegungen als überspannt: 4 minus. Lediglich in Kunst konnte ich mit dem Auto fahrenden Jesus punkten.
Als ich wenige Monate später meinen ersten James-Bond-Film sehen durfte, wurde meine Welt erneut auf den Kopf gestellt. In „Sag niemals nie!“ fuhr Sean Connery (oder sein Stuntman), von kleinen Düsen getrieben, nach oben. Er befand sich in einem Apparat, der ihm eine senkrechte Himmelfahrt möglich machte.
So könnte es gelaufen sein, dachte ich. Wenn schon der britische Geheimdienst über solche Tricks verfügt, wird sie Jesus (der doch immerhin mit dem Allmächtigen in Verbindung steht) sicherlich auch draufhaben. Und was die Schutzhülle anbelangt, überlegte ich, werden sie die Maler von einst wohl vergessen haben: Es ging alles viel zu schnell.
Von da an besuchte ich wieder regelmäßig den Kommunionsunterricht.

 

 

P.S.: »Flash Fiction – shortshort Storys« wird von Kulturfunke* gefördert – vielen Dank dafür!

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Matthias Kröner - Grüner Weg 44 - 23909 Ratzeburg - Tel.: 0176/32331629