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Liebe Freundinnen und Freunde des guten Wortes, liebe Lyrikfans,

„Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!“ schreibt Bertolt Brecht in seinem legendären Gedicht „An die Nachgeborenen“ (1939).
Die Zeiten heute, fast 100 Jahre später, fühlen sich manchmal erschreckend ähnlich an.

Hier hakt mein neues Newsletterprojekt ein: „Gedichte zur Zeit“.

Ich wollte sie erst in den Wintermonaten veröffentlichen. Doch es fühlt sich besser an, sie jetzt in die Welt zu schicken – 14 Gedichte zur Zeit, 14 Tage vor der Europawahl.

Manchmal machen Worte den Unterschied!
Ihr Matthias Kröner

P.S. Wer diese und weitere Lyrische Post mit einer kleinen Spende unterstützen mag, kann das via GoFundMe ohne Anmeldung tun. Darüber freue ich mich sehr!

 

Nur ein Gedicht dagegen

Plötzlich –
stand er wieder im Raum,
als wäre er nie weg gewesen:
der Krieg.

Soldaten mussten gefunden,
Waffen mussten poliert,
Reden dringend geschrieben werden.

Und ein Gedicht dagegen.

Die Soldaten wurden gefunden,
die Waffen waren getestet, 
die Reden vielfach gehalten.

Das Gedicht musste sich jetzt verstecken.
Es war sehr gefährlich,
seine Worte zu kennen.
Man konnte hingerichtet werden:
dafür.

Plötzlich –
war er wieder vorbei,
doch man sah, dass er da gewesen war:
der Krieg.

Die Soldaten tot oder zerstört.
Die Waffen unbrauchbar.
Die Reden verlogen.

Nur dieses Gedicht stand da.
Nicht stolz oder überlegen.
Es wurde auseinandergefaltet aus der Jacke 
eines jungen Soldaten,
der es bei sich trug, als er starb.

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P.P.S.: Bücher, Leseproben, Sirenengesänge und Links zu neuen Projekten finden Sie auf meiner Autorenseite: www.fairgefischt.de.

 
 

Matthias Kröner - Grüner Weg 44 - 23909 Ratzeburg - Tel.: 0176/32331629