Sie können diese E-Mail nicht lesen? Webversion öffnen

Liebe Freundinnen und Freunde des guten Wortes, liebe Lyrikfans,

Gedichte zu Leben und Tod? Wie kommt man eigentlich auf so etwas? In der Montagsausgabe des Lieblingspodcasts mit Anke und Kristian erzähle ich ab Minute 43 in einer kurzen Audio-Nachricht davon.

Viel wichtiger: Gestern hat mich eine Nachricht von Geert Bruns erreicht, die ich ausnahmsweise in ihrer vollen Länge zitieren möchte. »Meine Frau und ich, wir freuen uns schon seit Längerem immer wieder aufs Neue auf die ›Lyrische Post‹, Ihre Gedichte und den Austausch, der sich mit uns, den Leserinnen und Lesern entwickelt. Dieses von Ihnen ins Leben gerufene Projekt ist für uns zu einer ganz wertvollen Quelle der Inspiration, Kreativität und persönlichen Weiterentwicklung geworden!

Das heute von Ihnen zugesandte Gedicht ›Um alles in der Welt‹ hat mich darüber hinaus jedoch bis in meine Grundfesten berührt und erschüttert, denn mir ist darin exakt das Gefühl beschrieben worden, dass mich unmittelbar nach meinem Schlaganfall kurz vor Weihnachten 2021 vollkommen hilflos auf dem Küchenfußboden liegend überkam. Bisher hatte ich dafür nur keine Worte, um zu beschreiben, was ich da genau gefühlt habe. Tatsächlich war ich immer davon ausgegangen, dass sogenannte ›Nahtod-Erfahrungen‹ sich immer so ähnlich anfühlen müssen, wie in so mancher Veröffentlichung beschrieben: helles Licht, auf das man zuschwebt, schneller Filmdurchlauf des bisherigen Lebens usw. Als ich da jedoch auf dem Küchenboden lag, überkam mich nichts dergleichen! Auch keine Panik, Wut oder Traurigkeit, sondern eine unendliche Ruhe und eine nie gespürte Sicherheit machten sich breit. Ich wusste ganz genau, es wird alles gut, auch wenn es jetzt zu Ende geht. Eine gigantische Zufriedenheit und Dankbarkeit durchströmten mich, und das Verblüffendste war, dass sich dazu sogar eine gewisse Heiterkeit einstellte.

Als ich dann nach 12 Stunden künstlichem Koma wieder wach wurde, erzählte man mir, dass ich einen Schlaganfall von der Sorte hatte, den nur etwa 15 % bis 20 % aller betroffenen Personen überleben, und dass ich jetzt als das Wunder von Zimmer 11 gelte. Vielleicht ist mein persönliches Erleben auch nur das Ergebnis einer fast finalen Endorphinausschüttung, aber seitdem gehe ich tatsächlich wesentlich bewusster und gleichzeitig auch gelassener mit dem Thema Sterben um. Ich liebe das Leben und die Menschen, die mir etwas bedeuten, noch viel mehr. Ich genieße jeden Tag und bin unendlich dankbar für all die schönen Dinge, die mir begegnen, wie z. B. (Ihre) Gedichte und Geschichten!«

Wenn ich solche Nachrichten lese, werde ich einfach nur demütig! Wir erschaffen hier gemeinsam ein Gesamtkunstwerk – oder noch genauer: Wir tun das, was in Social Media nicht mehr möglich ist. Wir nehmen uns wahr, wir müssen uns nichts beweisen, wir tauschen uns aus und schaffen dadurch eine Verbindung.

Herzliche Grüße,
Matthias Kröner

Auf einmal

Wir denken,
der Tod sei ein plötzliches Etwas,
das ist er nicht,
genauso wenig wie die Geburt.
Wir gehen langsam
aus dem Leben
hinaus und langsam ins Leben hinein,
selbst bei einem unerwarteten Aus
leben noch Zellen
und Organe,
und es dauert, bis sie übergehen
in einen anderen Zustand,
der nicht der Himmel sein muss,
aber eine Form von Verstoffwechslung
und Ewigkeit.

P.S.: Wer sich für die »Gedichte zu Leben und Tod« von 2023 interessiert, wird auf meiner Internetseite fündig!

P.P.S.: Schicken Sie diesen Newsletter jederzeit an gute Freundinnen und Freunde, die Lust auf Literatur haben. Wer die Newsletter bekommen möchte, braucht mir nur eine Mailadresse zu schicken oder kann sich direkt anmelden: www.fairgefischt.de/lyrische-post.html

 

Matthias Kröner - Grüner Weg 44 - 23909 Ratzeburg - Tel.: 0176/32331629