Camping
Ein Betroffener
Ich mag es,
wenn mein Zelt voll Wasser ist
und sich die Flamme meines Campingkochers
durch die Zeltwand frisst.
Es macht mir gar nichts aus,
mich jeden Tag von Nudeln zu ernähren,
denn ich kann jede Form von Luxus
mühelos entbehren.
Wenn nachts am Klo das Licht ausfällt,
kann ich nur sportlich lachen.
Wenn meine Nachbarn Schlager grölen,
kann mir das gar nichts machen.
Und auch die Kälte
zwischen drei und vier am Morgen ist gesund.
Nur Schwächlingen sind die paar Mücken
um den kleinen Badeweiher
viel zu bunt.
Wenn ich beim nächsten Wolkenbruch
an das Hotel am Strand
mit all inclusive
denke,
wo ein riesiges Büfett mit Hummerschwänzen
zur Verfügung steht
und selbst die Rechnung alkoholischer Getränke
nicht auf meine Kappe geht,
kann es schon sein,
dass ich beim Sonnenaufgang kurz
den Kopf
verrenke. –
Doch mit einer kalten Dusche
im Genick
kommt diese lächerliche Stimmungsschwankung
schnell zur Ruh.
Dass ich für eine Nacht
in weichen Daunendecken schlafen möchte,
gebe ich bei meiner Outdoorehre
niemals zu!
All inclusive
Eine Betroffene
Manchmal möchte ich auf einem Zeltplatz
irgendwo im Schlamm
campieren,
ich würde mich dann mindestens zwei Wochen lang
nicht mehr frisieren,
und endlich kochen lernen. –
Jeden Abend säßen wir am Meer
und suchten nach den schönsten Sternen.
Wir hätten uns im Supermarkt ganz sicher
eine gute Flasche Wein geschnappt
und diese nervige Verbindung
mit der superfeinen Zivilisation gekappt.
Wir könnten unsern ganzen Alltagsstress besiegen,
und uns,
wenn es dann so richtig wild gewittern würde,
in dem kleinen Zelt
eng aneinanderschmiegen.
Stattdessen gibt es heute wieder Hummerschwänze,
und am Swimmingpool –
da liegen jeden Tag ergraute Paare
wie halbtote Echsen.
Und bei diesem viel zu oft geputzten Bad
komm ich am Morgen schon
an meine Grenze.
Wenn ich könnte,
würde ich uns schnell auf einen irgendwo
versteckten Platz hinhexen. –
Dann würden deine Blicke nicht mehr
auf den überfüllten Teller stechen
und stattdessen,
wie es früher war,
von unsrer Zukunft sprechen.