EM-Gedichte – Spieltag 3
Aarrgh!
oder Das dritte Spiel in Dreizeilern
1. bis 16. Minute
Die Roten stehen gut und tief.
Wie ein Schweizer Bergmassiv.
So dass vorne gar nichts lief.
17. Minute
Jetzt versucht es Andrich mal –
Toooorrr! Ein Jubel. Dann die Qual …
TV-Beweis nervt echt total.
28. Minute
Trotz geringem Ballbesitz
hat Freuler einen Geistesblitz.
Ndoye trifft die Kugel spitz.
Halbzeit
Das war nichts für die Vitrine.
Selbst Nagelsmann verzieht die Miene.
Ab geht’s gleich in die Kabine!
45. bis 83. Minute
Danach sind beide auf der Hut.
Dann spielen unsere Jungs mit Wut.
Die Eidgenossen dafür gut.
84. Minute
Mit Kontern hält die Schweiz dagegen.
Vargas?! 2 zu 0??!! Von wegen …
TV-Beweis ist doch ein Segen!
89. Minute
Xhaka! Aarrgh, der Ball hat Speed …
Mein Gott, wie der zur Seite zieht!
Nur Neuer macht den Unterschied.
92. Minute
Sie rennen, kämpfen, schießen, schrein.
Wieso geht dieses Ding nicht rein?
Zuletzt macht Füllkrug alles fein …
93. bis 95. Minute
Nun kommt das Spiel final zum Sieden.
Dann Abpfiff, und man ist zufrieden.
Es bleibt: ein Arbeitsunentschieden.
Nach dem Spiel
K.-o.-System, seid ihr bereit?
Was fehlte, war die Leichtigkeit.
Doch jetzt ist erst mal – Schmatzerl-Zeit!
* * *
Das Arbeitsgedicht
Dieses Gedicht quält sich.
Seine Versläufe holpern und stolpern …
Die Worte wollen sich nicht öffnen.
Die Gedanken kreisen um diesen einen Satz,
der nicht fällt.
Die Konsonanten kämpfen.
Die Vokale rennen.
Satzzeichen werden ausgewechselt.
Neue Aussagen betreten die leere Seite.
Daaaaa – eine Buchstabenflanke, ein Wort steht
in der Luft,
und das Gedicht geht rein.
Alter, was ne Arbeit!
* * *
Auszeit
Ich kenne niemand, der nicht an sich selbst leidet.
Deshalb schauen wir Fußball.
Deshalb machen wir Urlaube.
Deshalb engagieren wir uns – um uns herum
und in der Welt – und deshalb,
genau deshalb werden wir radikal,
führen Kriege,
wollen allen zeigen,
wer wir sind, und wollen uns
nichts, aber auch gar nichts gefallen
lassen.
Dabei suchen wir nur
nach einer Auszeit
von uns.
* * *
Zum Schluss noch ein sehr schönes Schmankerl! Christiane Johannsen hat mein Ilkay-Gündogan-Gedicht, das in Fränkisch verfasst ist, op Platt übersetzt – in Reimen. Bitteschön!
Ilkay Gündogan
Speelt hett de ok mal bi’n FCN
un nu is he Baas vun de düütsche Ölven!
Kiek an, dat is doch allerbest,
– ruut ut dien egen Nest –
un tominnst enmal in’t Leven
schallst du ok in Franken wesen.