Der Billabongkönig
Ein Kinderroman von Matthias Kröner
Kapitel 1 (Seite 1 bis 3)
Wisst ihr, was ein Billabongkönig ist? Ich mach es kurz, denn wir sind ja nicht in der Schule. Billabong sagen die australischen Ureinwohner zu einem Wasserloch oder zum Seitenarm eines Flusses. Dort gibt es oft noch Wasser, wenn es sonst im Land trocken ist, und dort lauern die Krokodile, die Billabongkönige.
Solltet ihr also in Nordaustralien oder in den Mangrovensümpfen unterwegs sein, passt auf, wo ihr badet!
Billabongkönig: Kannst du mal aufhören, den Kindern Angst zu machen?!
Schon gut. Aber du bist jetzt bitte still! Ich erzähle. Sei froh, dass es überhaupt eine Geschichte über dich gibt.
Billabongkönig: Ich brauche keine Geschichte über mich. Ich bin legendär genug.
Genauso fing das an mit dem Krokodil und dem Zahnarzt. Der Billabongkönig Ben war von seiner Auserwähltheit und Macht überzeugt. Doch wie das eben so ist mit mächtigen und ganz wichtigen Leuten. Die haben genauso Angst wie wir alle. Bei Ben war die Angst völlig klar. Er wollte auf gar keinen Fall unter keinen Umständen niemals nicht zum Zahnarzt. Er mochte diese Vögel nicht, die er in sein Maul lassen musste. Er fürchtete ihre spitzen Schnäbel, und auch ihre Krallen konnte er nicht leiden.
Billabongkönig: Du musst erst mal erzählen, warum Vögel in meinem Maul herumspazieren.
Okay, stimmt! Vielleicht habt ihr schon mal davon gehört, dass es sehr gute Zusammenarbeiten zwischen Tieren gibt. Die Erwachsenen nennen das Symbiose und fragen einen diesen Begriff in Biologie ab. Was ihr wissen müsst: Auch Tiere halten zusammen, selbst dann, wenn sie völlig unterschiedlich sind.
Billabongkönig: Wie der Krokodilwächter und ich.
Wie der Krokodilwächter und du. Dieser kleine Vogel mit dem weißen Streifen am Kopf, das wie ein Stirnband aussieht, verabredet sich mit dem Krokodil für eine professionelle Zahnreinigung. Dabei stakst er (aber nur wenn kein Fotograf in der Nähe ist!) durch den weit geöffneten Rachen des Billabongkönigs. Geschickt pickt er Speisereste und alles, was da nicht hingehört, aus dem Zahnfleisch und den Zahnzwischenräumen. So schützt er das Krokodil vor Zahnausfall und findet Dinge, die ihm gut schmecken.
Billabongkönig: Du hast vergessen, dass das Zahnfleischrumgepieke auch weh tut!
Du lässt mir ja keine Zeit. Könntest du mich bitte nicht dauernd –
Billabongkönig: Du hast auch vergessen, dass ich den Herrn Zahnarzt manchmal gerne verspeisen möchte. Dieses zarte Ding direkt in meinem Maul. Aahh, mmmhh, eine hervorragende Nachspeise.
Doch wenn du das tust, wirst du verstoßen und die Krokodilwächter wenden sich eine lange Zeit von dir ab.
Billabongkönig: Nicht nur von mir. Von uns allen. Das ist ja das ganze Drama!
Können wir jetzt zur Geschichte kommen?!
Billabongkönig: Bitte!
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