Sie können diese E-Mail nicht lesen? Web-Version ansehen
OnePage

Liebe Freundinnen und Freunde des guten Wortes, liebe Lyrikfans,

ach und weh und auch oh je! Sehr schön war die EM mit deutscher Beteiligung – mal sehen, wie es mit England, den Niederlanden, Frankreich und (grummel!) Spanien noch so weitergeht.
Wie immer habe ich einige aktuelle Gedichte verfasst, natürlich besonders zum vogelwilden und extrem spannenden Viertelfinale und drumherum.

Der zweitschönste Satz von Julian Nagelsmanns handelt von Andrichs herrlich pinker Mähne: »Besondere Frisuren verpflichten zu besonderer Leistung!«
Diese haben die Spieler und auch die EM bislang voll erfüllt, finde ich.

Herzliche Grüße
Matthias Kröner

EM-Gedichte – Viertelfinale


Wooooowwwww!!!!
oder Das Viertelfinale in Vierzeilern

Vor dem Spiel
Seit Tagen freu ich mich darauf.
Seit Tagen kann ich’s kaum erwarten.
Spanien hat einen Lauf.
Deutschland auch ganz gute Karten.

1. bis 15. Minute
Die Angst ist greifbar, sichtbar, da.
Unsre Jungs spieln nicht grad toll.
Sie holzen übel, fies und klar
und haben echt die Hosen voll.

16. bis 45. Minute
Endlich sind sie drin im Spiel.
Ohne Mist! Das ist schon viel!
Havertz macht es schnell und schlicht.
Doch ein Knipser ist er nicht.

46. bis 51. Minute
Immer noch ist Spanien dran.
Männer, das wird heut ein Schlauch!
Bitte brecht jetzt mal den Bann –
und Andrichs Friese will ich auch!

52. Minute
Achtung, aufgepasst!, sagt Gottlob.
Olmo sieht die Lücke klaffen.
Deutschland steht wie ein Zyklop.
Mein Gott, wie solln wir das schaffen?!

53. bis 63. Minute
Doch plötzlich – ist die Angst vergangen.
Als hätte es ein Tor gebraucht.
Wir bibbern, leiden, fluchen, bangen.
Der Ärger ist direkt verraucht.

64. bis 76. Minute
Wie sie dieses Spiel jetzt leiten!
Wie sie kämpfen, wie sie fighten!
Wie sie den Ball nach vorne treiben!
Der Dichter vergisst mitzuschreiben …

77. Minute
Sie sind alle auf dem Posten.
So hat dieser Kampf echt Sinn.
Füllkrug trifft – voll auf den Pfosten.
Hitz sagt: Da ist alles drin!

82. bis 88. Minute
Havertz’ Lupfer geht ins Leere …
Müller ist nun auch dabei.
Ihr seid alle Charaktere!
Dieses Spiel macht wirklich high.

89. Minute
Wir fiebern, schwitzen, zittern, hoffen.
Was ne krasse Nervenschlacht!
Kimmich hat an Wirtz gedacht
und Wirtz ins lange Eck getroffen!!

90. Minute
Das Stadion beginnt zu schweben.
Dieses Spiel gehört vertont.
Jungs, ihr habt nie aufgegeben –
und euch jetzt dafür belohnt!

Vor der Verlängerung
Alles ist nun wieder offen.
Ihr seid quasi auf dem Sprung!
Ich fühle mich alkfrei besoffen.
Weiter geht’s – Verlängerung.

106. Minute
Hand! Der Ball ging klar aufs Tor.
Cucurella heißt der Täter.
Wie?! Es gibt hier nicht Elfmeter??!!
Der Schiri stand direkt davor …

107. bis 118. Minute
Das darf doch alles gar nicht sein!
Wir lassen uns das nicht vermiesen.
Dann macht’s Füllkrug eben rein …
Notfalls im Elfmeterschießen.

119. Minute
Doch Olmo spielt den Ball elastisch.
Merino köpft leider fantastisch.
Ein Stich, ein Schmerz – – 
Wo sind die Pillen für mein Herz?

Nach dem Spiel
Gibt es noch etwas zu sagen?
Außer Klagen … Außer Klagen …
Wie man es auch überschreibt:
Ihr wart klasse – und das bleibt!


* * *


Eine Beobachtung

Derjenige,
den Kroos rausgefoult hat
zu Beginn
und dafür nicht einmal die gelbe Karte sah,
wurde ausgewechselt für einen,
der sich aufschwang
zum Spieler des Tages.
Wollen wir es ausgleichende Gerechtigkeit nennen?
Oder Zufall?
Oder es einfach so stehen lassen
in den unendlichen Weiten
des Fußballs …


* * *


Nachberichte

1
Wie wir alle auf der Couch sitzen,
hinterher,
wie wir über Gefühle reden
und darüber,
was hätte sein können
und was nicht.

2
Wie wir die Spiele,
die Spieler
und die Spielsituationen ansehen
und auseinandernehmen,
die Pässe, die Flanken, die Schüsse,
die uns getroffen haben
bis tief
ins Mark.

3
Wo würden wir hinkommen
als Land
und als Menschheit,
gäbe es das alles
nicht nur –
im Sport.


* * *


Mönchengladbach
 
Iich woar vylleichd vier
und zum erschdn Mol mied meim Vadder
im Schdadion.
Da Club hodd widder amol verlurn.
Gecher Mönchengladbach.
Vier Gaggerlä nei
und bloß anns gschossn.
Doomols hobb i glernd,
dassd im Lehm massdns
verliersd,
obber dass drodzdem
schee sei konn,
wennsd aff die Schuldern
vo amm hoggsd,
der di mooch.


* * *


Ganz zum Schluss noch ein besonderes Highlight!
Die Künstlerin, Szenografin und Performerin Nicola Reinitzer hat mein Gedicht »Auszeit« sehr gekonnt interpretiert. Angenehmes Hören!

Wer mag, kann jederzeit auf meiner Webseite stöbern. Man findet Leseproben, Bücher, Links zu neuen Projekten – und kann mich auch für Lesungen buchen. Siehe www.fairgefischt.de!

Matthias Kröner - Grüner Weg 44 - 23909 Ratzeburg - Tel.: 0176/32331629